Ein Trend, der sich durch eine Wirtshauswette im Jahr 2002 in Schweden zu einer weltweit anerkannten Sportart entwickelt hat – der SwimRun – in seiner ursprünglichen Variante auch als Öttliö bekannt, begeistert zunehmend immer mehr Abenteuersportler/innen, welche den Schwimmsport und Laufsport gerne miteinander verbinden. Artverwandt ist hier natürlich auch der Triathlon welcher in folgender Reihenfolge Schwimmen, Radfahren und Laufen kombiniert. In diesem Zusammenhang kann man auch von Multisportarten sprechen. Die eigenwillige Entstehungsgeschichte des SwimRun findet nun auch in Österreich eine Fortsetzung.
Merkmale des SwimRun
Der SwimRun bedeutet in seinen Grundzügen „Naturverbundenheit“ der besonderen Art. Dies impliziert die Wahl eines natürlichen Terrains, wie einen See, das offene Meer, einen Fluss und Dergleichen. Als Open Water wird das Schwimmen in „offenen“ Gewässern bezeichnet. Hier liegt der wesentliche Unterschied zum Schwimmen im Pool bei der Navigation in trüben „natürlichen“ Gewässern. Open Water Schwimmen ist grundsätzlich nur für bereits geübte Schwimmer/innen zu empfehlen. In offenen Gewässern gibt es keine nahegelegenen Seile oder Beckenränder, welche vor dem Ertrinken schützen könnten. Die Gefahr von Krämpfen der Muskulatur ist bei ungeübten Personen entsprechend groß. Diese Gefahr sollte man auf keinen Fall außer Acht lassen.
Beim Laufen wird im Sinne des Öttilö auf Trailrunning gesetzt. Laufen und Schwimmen in der Natur – pur! Dies stellt natürlich Mensch und Material auf ganz besondere Anforderungen. Zu einem muss die gesamte Ausrüstung permanent mitgenommen werden, zum anderen muss der Körper den Strapazen durch den wiederholten Sportart-Wechsel gewachsen sein. Im Gegensatz zum Triathlon (hier wird nur einmal von Disziplin zu Disziplin gewechselt) wird beim SwimRun des öfteren zwischen den jeweiligen Disziplinen gewechselt. Beim Austria Swim Run Klosterneuburg beispielsweise wird 3 Mal zwischen Schwimmen und Laufen hintereinander gewechselt:
- 600 m Schwimmen
- 2 km Laufen
- 600 m Schwimmen
- 2 km Laufen
- 600 m Schwimmen
- 2 km Laufen
Beim Öttilö, der Mutter aller SwimRuns, wird immer im 2er-Team gestartet. Die beiden Teilnehmer/innen dürfen während des gesamten Wettbewerbs nie weiter als 10 Meter voneinander entfernt sein. Das Team ist in der Regel mit einer Leine verbunden. Beim Austria Swim Run Klosterneuburg kann auch einzeln gestartet werden.
Swim, Run, Climb & More
Es gibt unter den wirklich taffen Adventureruns einige sehr exotische Ausprägungen, bei welchen sich die Veranstalter sehr kreative Aufgaben für die TeilnehmerInnen einfallen haben lassen. Der Man vs Coast Adventurerun der britischen Rate Race-Serie ist so ein Paradebeispiel, wo auf einer Distanz von etwa 40 Kilometern gelaufen, im Meer geschwommen und auf Felsen geklettert wird. Ein echtes Abenteuer für AusdauersportlerInnen die besondere Abenteuer und Aufgaben lieben.
Physiologische Merkmale des SwimRun
Der oftmalige Wechsel zwischen Schwimmen und Laufen stellt den menschlichen Körper auf eine besondere Probe. Wie aus dem Triathlon bekannt, steigt der Puls nach dem Verlassen des Wassers rasant an. Dies passiert Aufgrund der horizontalen Lage im Wasser, in Verbindung mit dem raschen Wechsel in die vertikale Laufposition. Das Blut im Körper muss erst wieder langsam seinen „Platz“ im Körper finden. Bei Swimrun ist der Kreislauf hier entsprechend häufiger gefordert unter Belastung den Sportart-Wechsel so gut wie möglich zu kompensieren.
Eine weitere Herausforderung stellt sich im Bereich der Muskulatur, die zunehmend ermüdet und krampfanfälliger wird. Speziell kühles Wasser unter 20 Grad kann beispielsweise bei den Waden zu schnellen Krämpfen führen. Die Belastung durchs Laufen macht die bereits ermüdete Wadenmuskulatur beim wiederholten Schwimmen sehr anfällig. Auch hier sollte der Körper solche Belastungen gewohnt sein.
Die Haut muss ebenfalls mit erschwerten Bedingungen beim SwimRun zurechtkommen. Durch das Wasser wird die Haut der Fußsohlen mit der Zeit „runzelig“. Dies kann unter Umständen beim Laufen zu unangenehmer Blasenbildung führen. Dem Austrocknen der Haut kann man durch präventives Einschmieren bereits Tage zuvor mit Hirschtalg-Creme aktiv entgegenwirken.
Equipment beim SwimRun
Die Ausrüstung stellt im SwimRun-Bewerb einen entscheidenden Erfolgsgarant dar. Es gibt spezielle SwimRun-Schuhe, mit welchen man laufen und schwimmen kann. Dies ist bei einem echten SwimRun erforderlich, da die Athlet/innen keine Wechselzone haben. Es wird von A nach B geschwommen/gelaufen, insofern muss alles stets mitgenommen werden. Aber nicht nur die Schuhe sind Bestandteil der permanenten Ausrüstung. Auch der Neopren-Anzug ist permanent am Körper. Dies bedeutet im Klartext auch, dass mit dem Neopren gelaufen wird. Aus diesem Grund hat der weltweit führende SwimRun-Bekleidungshersteller HEAD spezielle Neopren-Anzüge entwickelt, mit denen man schwimmen und laufen kann.
Merkmale von SwimRun-Neoprenanzügen
SwimRun-Neoprenanzüge sind um einiges leichter und dünner als „klassische“ Triathlon-Neoprenanzüge. Sie besitzen wesentlich flexibleres Material bei den Schultern / Achseln und im Schritt. Dies ermöglicht eine wesentlich verbesserte Beweglichkeit der Extremitäten beim Laufen. Ein Nachteil besteht allerdings derzeit noch bei der relativ kurzen Lebensdauer von SwimRun-Wettkampfanzügen, die ein sehr dünnes Material mit sehr viel Bewegungsfreiheit bieten. In der Regel gilt: je dünner/leichter das Material, desto kürzer fällt die Lebensdauer aus. Um in die Sportart hinein zu schnuppern, empfiehlt es sich zu Beginn einen SwimRun-Trainingsanzug zu kaufen, da dieser auch wesentlich robuster und langlebiger ist, als die Wettkampf-Modelle. Auch in Bezug auf die Handhabung (Usability) haben die SwimRun-Neos eindeutig die Nase vorne, sind diese deutlich leichter und bequemer an- und auszuziehen als klassische Neoprenanzüge. Zusätzlich verfügen SwimRun-Anzüge vorne an der Brust und hinten vertikale Reißverschlüsse. Dies erleichtert sehr das An- und Ausziehen. Bei den HEAD-SwimRun-Anzügen befinden sich auf der vorderen Innenseite (auf Höhe von Brust/Bauch) links und rechts praktische Innentaschen um kleine Utensilien mitzunehmen. Diese sollten allerdings wasserfest sein.
Merkmale von SwimRun-Schuhen
Grundsätzlich sind SwimRun-Schuhe am ehersten mit Trailrunning-Schuhen zu vergleichen. Beim SwimRun allerdings spielt das Gewicht eine ungleich größere Rolle, als im Laufsport. Geeignete SwimRun-Schuhe sind sehr minimalistisch konzipiert. Je leichter, desto besser ist es beim Schwimmen. Membran oder Goretex sind KEIN THEMA, ganz im Gegenteil. Beim Schwimmen füllt sich auch ein Goretex-Schuh mit Wasser voll, mit dem Nachteil, dass das Wasser nach dem Schwimmen nicht entweichen kann. Aus diesem Grund ist ein Trailrunning-Schuh, der sich möglichst nicht nasssaugen kann und atmungsaktiv ist, wohl die beste Möglichkeit um unnötiges Gewicht durch Wasser zu vermeiden. Speziell bei Dämpfung und Stabilität kann hier gespart werden. SwimRun-Schuhe sind eher flach und wenig gedämpft, eignen sich daher ganz und gar nicht für den Lauf auf hartem Untergrund (Straßenlauf). Da die meisten Lauf-Teilstrecken bei den gängigen SwimRuns (selbst bei den Ultradistanzen) nicht länger als 8 Kilometer sind, spielt de Dämpfung hier eine untergeordnete Rolle. Beim weltweit längsten SwimRun – dem Öttilö – ist die längste Laufstrecke etwa ein Halbmarathon auf Naturboden. Zu den gängigen SwimRun-Schuh-Marken zählen: inov-8, Icebug, Salming, Salomon und Vivobarefoot.
SwimRun-Erfahrungsbericht: Mein erster SwimRun
Ein Erfahrungsbericht von Markus Steinacher, der am 26.5.2018 seinen ersten SwimRun durchgeführt hat.