Spitzensport oder spitze im Sport? In der österreichischen Hauptstadt ist das eine feine, aber deutliche Unterscheidung. Die Zeiten, in denen die Wiener Fußballvereine fast automatisch die Bundesliga dominierten, sind seit längerem vorbei. Seit der Saison 2013/2014 ist der Meistertitel ununterbrochen an Red Bull Salzburg gegangen.
Der Verein ist damit auch bei den Sportwetten regelmäßig der unangefochtene Favorit. Trost können die Wiener Fußballfans aus dem nostalgischen Rückblick auf vergangene Spielzeiten ziehen. Obwohl die Salzburger Kicker es inzwischen auf 17 Titel gebracht haben und die österreichische Bundesliga ähnlich dominieren wie der FC Bayern die Bundesliga im Nachbarland Deutschland, sind die Rekordhalter noch immer die Clubs aus der Hauptstadt. Insgesamt 32 Mal hat der SK Rapid Wien den Meistertitel geholt. Der FK Austria Wien ist bislang auf 24 Meistertitel gekommen. Der von 1919 bis 1971 aktive Admira Wien gewann in seiner Vereinsgeschichte 8 Mal die Meisterschaft, und der First Vienna FC holte 6 Titel. Auch der Wiener Sport-Club, der SC Wacker Wien und der bis 1950 bestehende SC Hakoah Wien, der Wiener AC und der Wiener AF sind als Titelträger in die Geschichte des österreichischen Fußballs eingegangen.
Und Wien hat noch viel mehr zu bieten als nur traditionsreiche Bundesliga-Fußballklubs. Der aus den USA importierte American Football findet in der Hauptstadt ebenfalls jede Menge Interesse. Das ist unter anderem den Vienna Vikings zu verdanken, die sich in ihren 40 Jahren Vereinsgeschichte zu einem der besten Klubs in ganz Europa entwickelt haben. Am 18. Juni treten sie im Ravelin Footballzentrum gegen die Prague Black Panthers an.
Eine weitere populäre Sportart ist trotz des Mangels an Meer und herkömmlichem Strand der Beach-Volleyball. Die Red Bull Beach Arena auf der Donauinsel ist ein echter Höhepunkt nicht nur für die einheimischen Fans des Sports. Vom 2. bis 6. August werden hier die A1 CEV Beach Volleyball Europameisterschaften ausgetragen. Insgesamt treten die 32 besten Teams bei den Frauen und Männern in Wien an.
Die amtierenden Europameister sind die Schweden David Åhman und Jonatan Hellvig bei den Männern. Bei den Damen holten Tina Graudina und Anastasia Kravčenoka aus Latvia 2022 die Goldmedaille. Aber auch die österreichischen Erfolge im Beach Volleyball können sich sehen lassen. Die Herren haben seit 1993 je 2 Gold-, 2 Silber- und 2 Bronzemedaillen geholt und liegen im Medaillenspiegel auf Platz 6. Die Frauen kommen mit 1 Mal Gold und 1 Mal Silber auf Rang 9.
Tennisfans kommen in Wien ebenfalls auf ihre Kosten. Vom 21. bis 29. Oktober steht in der Wiener Stadthalle das Erste Bank Open in der ATP 500 auf dem Eventprogramm.
Spitze ist Wien aber vor allem, wenn es ums selbst sporteln geht. Mehr als 100 Sportarten stehen den Freizeitathleten in der Hauptstadt zur Auswahl. Dabei reicht die Bandbreite von klassischen Sportarten wie Turnen, Rhönrad, Eiskunstlauf, Faustball, Fechten, Golf, Schwimmen und Skilaufen bis zu neuen Disziplinen wie Parkour, Poledance, Slackline, Wakeboarden und Ultimate Frisbee.
Die Neue Donau mit der Donauinsel und die Alte Donau haben sich mittlerweile zu einem Wassersportzentrum entwickelt, in dem Surfer und Kanuten genauso aktiv sind wie Segler und Schwimmer.
Radfahrer und Mountainbiker finden ebenfalls hervorragende Bedingungen. Das Wiener Radwegenetz umfasst im Stadtgebiet insgesamt 1200 Kilometer an gekennzeichneten Radwegen und der weitere Ausbau ist geplant. Bewaldete Strecken sind vor allem bei den Mountainbikern beliebt.
Traditionelle Wintersportarten liegen in Wien ebenfalls ungebrochen im Trend. Obwohl die Hauptstadt ganz ohne Alpen und Steilhänge eine Sonderstellung einnimmt, lässt sich auch hier rodeln und Ski fahren. Eiskunstlauf und Eistanz zählen ebenfalls zu den bevorzugten Sportarten bei den Freizeitathleten. Die meisten Disziplinen im organisierten Sport sind auf den Wiener Sport-Club zurückzuführen. Der hat seinen Ursprung in dem 1883 gegründeten Cyclistenverein Österreichs und ist damit einer der ältesten Sportvereine Österreichs.
Die bekannteste Sparte ist die 1907 durch die Fusion mit der Wiener Sportvereinigung hervorgegangene Fußballsparte. Eine Fechterriege gab es bereits seit 1886, und die 1890 ins Leben gerufene Turnsektion machte den Wiener Sport-Club zu einem Verein mit einem ungewöhnlich vielfältigen Angebot. Ringen, Handball, Eishockey, Boxen, Leichtathletik und Wintersport gehörten ebenso zum Programm.
Das vielfältige Angebot brachte auch Allround-Sporttalente hervor. Viele Athleten traten in Wettbewerben gleich in mehreren Disziplinen an. Die auf Dauer erfolgreichste Abteilung ist die Fechtabteilung. Österreichische Säbelrekord-Meister haben hier genauso ihren Sport erlernt wie der Fechtweltmeister von 1963, Roland Losert, und die Staatsmeisterin von 2021, Iasmina Mizrak.
Ob es nun ums Zuschauen oder selbst aktiv werden geht, Wien ist in Sachen Sport weiter spitze, auch wenn der Fußballmeistertitel seit 2012/2013 nicht mehr an einen Hauptstadtclub gegangen ist.