Wenn in Großbritannien die Pfeile fliegen, dann sitzt die Nation vor den Bildschirmen. Der Sport, der bei uns selten als echter Sport anerkannt wird, lockt in England Millionen Fans vor die Bildschirme. Kein Wunder also, dass die weltbesten Darts-Spieler auf der Insel große Stars sind. Mitten unter ihnen befindet sich ein Österreicher. Mensur Suljovic hatte vor Jahren bereits eine erfolgreiche Karriere im Steel-Darts hinter sich, bei dem man die Punkte selbst addieren muss. Doch in der Welt der Professional Darts Corporation wollte es einfach nicht klappen. Er entschloss sich, noch einen letzten Versuch zu wagen.
Neustart vor fünf Jahren
Der Startschuss zur Mission Weltspitze fand im Sommer 2015 in einem Restaurant in Wien statt. Gemeinsam mit einem Sponsor und zwei Mitarbeitern begann Suljovic akribisch an seinem Plan zu arbeiten. Dieser sah vor, endlich in die Top 16 der Darts-Weltspitze vorzustoßen. Zu diesem Zeitpunkt war ihm das trotz seinem Können und seinem Talent nicht gelungen. Alle seine Bemühungen reichten damals nicht aus, um es unter die besten 30 Spieler der Welt zu schaffen. Doch das sollte sich ändern, und zwar dramatisch.
Sein Hauptproblem bestand darin, dass er in den ersten Runden der großen Turniere regelmäßig auf die Nummer eins der Welt traf und so vorzeitig ausschied. Das ließ sich nur vermeiden, wenn es ihm gelänge, in der Weltrangliste weiter nach vorne zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt beschloss der Wiener, sich voll und ganz auf seine Darts-Karriere zu konzentrieren. Er übergab sein Lokal in vertrauensvolle Hände und widmete sich einer professionellen Vorbereitung. Das bedeutet täglich bis zu acht Stunden Training am Darts-Bord. Dazu zählte auch die Einbindung von Erkenntnissen aus der Sportmedizin. Zu diesem Zeitpunkt konnte sich noch niemand vorstellen, was dieser Schritt auslösen sollte.
Mit Einsatz und Willen zum Erfolg
In kürzester Zeit zeigten sich erste Erfolge. Bereits wenige Wochen später sorgte Mensur Suljovic beim World Matchplay in Blackpool, wie Sport ORF berichtete, für eine Sensation. Er besiegte den amtierenden Weltmeister Gary Anderson und zog ins Viertelfinale ein. Das sorgte nicht nur in der Darts-Szene für Aufsehen, auch zahlreiche Medien wurden aufmerksam. Sein ursprüngliches Ziel, nämlich die Top 30 der Welt zu knacken, war bereits erreicht, doch Suljovic wollte mehr.
Angespornt von den frühen Erfolgen feierte er weitere bemerkenswerte Ergebnisse bei den großen Darts-Events dieser Welt. Der vor allem in England bestaunte Exot wandelte sich vom Außenseiter zu einem Mitfavoriten. Zu Beginn des nächsten Jahres erreichte er bereits Platz 16 in der Weltrangliste. Seine größten Erfolge sollten allerdings noch bevorstehen. Rund ein halbes Jahr später feierte Suljovic einen Meilenstein in der Karriere.
Sein erster Sieg bei einem PDC-Turnier erfüllte ihm einen persönlichen Lebenstraum. Der neue Star fand sich plötzlich mitten unter der Weltspitze des Darts wieder und arbeitete sich in den nächsten Monaten bis auf Rang fünf in der Weltrangliste vor. Seither zählt er zu den bekanntesten Größen in seiner Sportart. Im Juli dieses Jahres kehrt Suljovic an die Stätte seines ersten großen Erfolges zurück.
Sein Lieblingsturnier steht bevor
Mensur Suljovic hatte in der Vergangenheit schon mehrfach beim World Matchplay aufgezeigt. Die nächste Ausgabe des nach der Weltmeisterschaft ältesten und angesehensten Major-Turniers findet von 18. Juli bis 26. Juli in Blackpool statt. Der Wiener ist derzeit als Nummer zwölf der Darts-Weltrangliste zwar keiner der Top-Favoriten, doch das kann sich im Laufe des Turniers schnell ändern. Im Jahr 2018 stürmte Suljovic ins Finale des World Matchplay und unterlag dort dem Schotte Gary Anderson erst nach Verlängerung. Die Buchmacher sehen dieses Jahr Michael van Gerwen als klaren Favoriten auf den Sieg in Blackpool. Seine Siegquote beträgt 2,75 (Stand 15.7.2020), damit liegt er vor Peter Wright und Gerwyn Price. Suljovic werden auf Platz 15 lediglich Außenseiterchancen eingeräumt. Doch das Turnier liegt dem Austro-Serben und er hat schon oft bewiesen, dass er für eine Überraschung gut ist.
Mensur Suljovic schätzt seine Fans über allen Maßen. Er hat nicht vergessen, dass er selbst klein angefangen hat. In England erregt er regelmäßig Aufsehen, wenn er nach großen Turnieren in den lokalen Pubs auftaucht, um Abend zu essen. Der sanfte Riese gibt sich gerne leutselig. Wer ihn um ein Foto oder ein Autogramm bittet, ist immer willkommen. Der Kontakt zu seinen Fans ist ihm wichtig, sie waren es schließlich, die ihn von Beginn an immer unterstützt hatten. Bei Fragen steht er gerne mit Tipps und Tricks zur Verfügung. Der Wiener hat seine Ziele erreicht. Nun wird es interessant zu sehen sein, wohin ihn sein Weg noch führt.